Wanderung auf den "Kruspelberg"

in Mörnsheim im Naturpark Altmühltal



Unser Weg nach Altendorf beginnt an der Abzweigung der Straße nach Haunsfeld und Ensfeld von der Hauptstraße, bei einer Kapelle mit dem Bild der Verkündigung Mariens. Ziemlich eben führt er parallel zur Talstraße den Berghang entlang nach Osten. (Radweg). Uralt sind die Mühlen am Ufer der Gailach, die sich mit ihrem klaren Wasser in vielen Windungen durch das Tal schlängelt. Kurz bevor sie in die Altmühl mündet, trieb sie hier zwei Mühlen, die Gröbelmühle und die Kohlmühle, einst nicht nur Mahl-, sondern auch Sägemühle. Letztere ist schon 1304 geschichtlich bezeugt. Aber auch die nahe Altmühl war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Altendorfer, denn sie besaßen umfangreiche Fischereirechte in diesem Fluß; und er war einmal sehr fisch- und krebsreich. Von der Flurgrenze von Eßlingen bis nach Hagenacker übten sie die Fischerei aus. So wundert nicht, daß die Altendorfer wirtschaftlich besser gestellt waren als die Mörnsheimer.
Nach etwa 15 Minuten taucht hinter einer Biegung am Berghang der Zwiebelturm der Wallfahrtskirche "Maria End" auf, von mächtigen Bäumen beschattet, einst und heute Ziel der Wallfahrer und ein barockes Kleinod. Wir haben heute noch Wanderung auf den Kruspelberg bei Mörnsheim im Altmühltal ein gutes Stück Weges vor uns. Zunächst wandern wir in unserer ursprünglichen Richtung vorbei an der Friedhofsmauer und dem ehemaligen Wohnhaus des Wallfahrtsgeistlichen. Bei der Altmühlbrücke senkt sich unser Weg hinunter zur Staatsstraße Solnhofen-Dollnstein. An der Brücke hat der Bildhauer Karl Hemmeter ein mächtiges Monument geschaffen, das auf die vielen Fossilienfunde der Gegend hinweist: Einen Ammoniten mit einem stilisierten Urvogel. Unter den Versteinerungsfunden haben beide ja eine besondere Stellung; der Ammonit kommt in allen Juraschichten vor, er ist ein sogenanntes "Leitfossil", der Urvogel (Archäopteryx) ist die bedeutendste Versteinerung, die gefunden wurde.
Wir überqueren die Altmühl. Gleich hinter der Brücke bei einem Parkplatz rechts der Straße beginnt die Markierung 10, der wir folgen. Der Weg führt hinüber zu den kleinen Felsen am Abhang des Kruspelberges links der Altmühl. Rechts des Flusses sehen wir die Gebäude der ehemaligen "Hammermühle". Wie Hagenacker beherbergten auch diese Gebäude einst einen "Eisenhammer" der Eichstätter Fürstbischöfe. Das in Obereichstätt verhüttete Roheisen wurde mit Fuhrwerken hier hergebracht, ausgeschmiedet und weiter verarbeitet, zu Draht, zu Werkzeugen und im 19. Jahrhundert auch zu Waffen. Neben der Hammermühle, in dem Gebäude, das uns am nächsten liegt und einer Scheune ähnelt, wurde nach dem 30-jährigen Krieg eine Papiermühle, später eine Schneidesäge eingerichtet. Angetrieben wurden Eisenhammer und Papiermühle durch die Wasserkraft der Altmühl. Am "Wehr", einem Steinwall in der Altmühl, den wir heute noch sehen, wurde das Wasser aufgestaut und in einen "Werkskanal" geleitet, der zwischen den beiden Gebäuden hindurchführte und die Wasserräder trieb. Weiter unterhalb mündete er wieder in die Altmühl. Der Anfang dieses Kanals ist heute noch zu sehen. Der Graben selbst wurde bei der Altmühlregulierung 1929 aufgefüllt. Seitdem war die Mühle ohne Wasser - der elektrische Strom als bessere und bequemere Energie hat der Wasserkraft den Rang abgelaufen. Fast wie ein Symbol dafür steht genau an der Stelle, an der früher der Kanal verlief, eine Transformatorstation.
Eisen wurde im Hammerwerk schon seit 1858 nicht mehr geschmiedet, dafür wurde es zu einer Mühle ausgebaut, die 1913 abbrannte und als (damals) moderne Kunstmühle wieder aufgebaut wurde. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde der Mühlenbetrieb eingestellt - die Konkurrenz war übermächtig geworden.
Wir spazieren im Tal weiter, das bald einen weiten Bogen nach Norden macht. Wir kommen nun in einen sehr reizvollen Talabschnitt. Auf der gegenüberliegenden Seite steigt der hauptsächlich mit Buchen bestandene Prallhang steil an. Der harte Dolomit hat hier die Altmühl zu einer Änderung ihrer Flußrichtung gezwungen. So nahe ist hier der Berg der Altmühl, daß nicht einmal mehr die Straße dazwischen Platz hat, sondern hoch droben auf dem Hang geführt werden mußte. Links liegt der sanft ansteigende Gleithang des "Kruspelberges".
Die Eisenbahn durchquert die Bergzunge des Kruspelberges zwischen Eßlingen und Hagenacker in einem 630 m langen Tunnel. Es ist also ein recht abgelegenes, stilles, dafür aber um so romantischeres Talstück, das wir hier durchwandern. Uns kann es nur recht sein, und wir genießen die Ruhe, während wir den Bergfuß entlang wandern. Bald führt der Wanderweg Nr. 9 nach links den Berg hinauf. Wir halten uns rechts auf dem Weg Nr. 10 (Radweg), und gehen den Waldrand am Fuße des Berges entlang. Rechts von uns liegen zuerst Felder, bald aber blumenübersäte Wiesen. Später zweigt nach rechts ein Weg in die Wiesen ab; wir halten uns jetzt links (Radweg) und kommen ein Stück in den Wald. Jetzt fließt die Altmühl wieder auf unsere Seite herüber; der gegenüberliegende Hang wird flach, unser Hang wird zum steilen Prallhang. Ca. 20 m bevor der Fluß sich ganz nahe an den Weg herandrängt, heißt es aufpassen: Etwa 5 m rechts vom Weg liegt mitten in der Wiese ein kleiner Quelltopf, die "Solaquelle". Sie ist wieder eine jener zahlreichen Karstquellen, die wir schon auf mehreren unserer Wanderungen kennengelernt haben, Ihr Name erinnert an die Christianisierung des Gebietes durch den angelsächsischen Mönch Sola im 8. Jahrhundert. Wenn man direkt am Quelltopf steht, hört und sieht man das Wasser sprudeln, das unterirdisch ein paar Meter zur Altmühl weiterfließt; und erst bei der Mündung in die Altmühl bemerkt man, daß es sich um eine recht starke Quelle handelt. Wenn wir an einem heißen Sommertag hier sind und uns an der Quelle kühlen, ermessen wir etwas vom Geschenk des Wassers, von seiner Bedeutung für unser Leben.
Wir kommen an einem aufgelassenen Juramarmorbruch vorbei. Hier wurden bis vor wenigen Jahren große quaderförmige Blöcke aus dem Gestein gesprengt, die in einem Marmorwerk in Dollnstein zu Platten gesägt und poliert Wandern in Mörnsheim im Altmühltal wurden. Diese Platten finden u. a. Verwendung als Fußbodenbeläge, Treppenstufen und Fensterbänke. Wir dürfen sie aber nicht verwechseln mit den Solnhofener Plattenkalken, die auf dem Maxberg in dünnen Schichten von 3 bis 30 cm abgebaut werden. Der Juramarmor oder "Treuchtlinger Marmor" ist erdgeschichtlich früher entstanden als die Plattenkalke. Auf seinen polierten Platten kann man häufig die Anschnitte von Versteinerungen, insbesondere von Ammoniten und Belemniten sehen.
Ca. 200 m hinter dem Steinbruch, fast direkt über dem Eingang des Eisenbahntunnels, zweigt die Markierung 10 scharf nach links ab. Ihr folgen wir jetzt hinauf auf die Bergzunge zwischen der großen Altmühlschleife, den "Kruspelberg". Auf der Anhöhe können wir weiter dem Weg Nr. 10 folgen, (Wegweiser) der nun den oberen Waldrand entlang führt und uns beim großen Bogen der Altmühl wieder ins Tal bringt. Wegen der schöneren Aussicht ist es jedoch empfehlenswert, nicht dem Weg Nr. 10 zu folgen, sondern eine Reihe von Haselnußbüschen entlang etwa 200 m hinüberzugehen zur Fahrstraße, die von Schönfeld herunterkommt und nach Altendorf führt.
Auf dem Kruspelberg stand im 12. und 13. Jahrhundert eine Ritterburg, die "Krußburg". Von ihr hat der Berg seinen Namen. Spuren dieser Burg sind nicht mehr vorhanden.
Sobald wir auf die sich anschließende Asphaltstraße kommen, wird die Aussicht lohnend: Weit können wir hineinsehen ins Gailachtal nach Altendorf und Mörnsheim; rechts davon fällt der Blick auf die Halden der Steinbrüche auf dem Maxberg, auf Lichtenberg und das Zementwerk. Gerade vor uns liegt in der Verlängerung eines kleinen Seitentales auf der Höhe der Weiler Wildbad.
Oberhalb der Hammermühle senkt sich der Weg wieder hinunter ins Tal. Über Altendort gelangen wir zurück nach Mörnsheim. Wieder haben wir ein schönes, abwechslungsreiches Stück des Altmühltales erwandert.

Ausgangspunkt: Abzweigung der Straße nach Haunsfeld
Weglänge: ca. 9 km