Pfarrkirche "St. Maria Immaculata"

in Biburg in der Hallertau



Um 1125 übergaben Konrad und Arebo, Söhne des Grafen Heinrich von Biburg und seiner Gemahlin Berta, Ihre Stammburg Biburg der Bamberger Domkirche mit der Auflage, an diesem Ort ein Kloster zu errichten. Bei der Gründung des Doppelklosters - das Frauenkloster ging jedoch schon bald wieder ein - wirkte der Bamberger Bischof Otto I. beratend mit. In seinem Beisein erfolgte auch 1133 die provisorische Weihe der Klosterkirche durch Heinrich von Regensburg, zu dessen Diözese Biburg fortan gehörte. In demselben Jahr wurde der mit der Stifterfamilie verwandte Eberhard (der Heilige), zuvor Mönchen in Kloster Prüfening bei Regensburg, zum ersten Abt der neuen Ordensniederlassung ernannt. Dieser stand dem Kloster bis zu seiner Wahl zum Erzbischof von Salzburg vor. Nach einer wechselvollen Geschichte im Mittelalter Niedergang des mönchischen Lebens in Biburg, bis dann Mitte des 16. Jhs. das Kloster völlig verödet war. 1598 Neubesiedlung durch Jesuiten aus Ingolstadt, 1783 Übernahme durch den Malteserorden. Seit 1785 war die Klosterkirche die Pfarrkirche, während die alte Pfarrkirche abgebrochen wurde. Die Klostergebäude gingen schon im frühen 19. Jh. in Privatbesitz über.
Der Bau der ehemaligen Benediktiner-Klosterkirche scheint erst im späten 12. Jh. vollendet worden zu sein. Um 1400 dürfte die Einwölbung der Seitenschiffe und erst um 1530 die des Mittelschiffs, der Vierung und der Querarme erfolgt sein. Nach Brand von 1701 Erneuerung des Abschlusses am Nordturm und vermutlich Neuausstattung. Durchgreifende Innenrestaurierung 1885-1887, bauliche Instandsetzung 1970/71.
Die Bedeutung Biburgs liegt in der Einheitlichkeit der romanischen Anlage und ihrem vorzüglichen Erhaltungszustand. Beeindruckend die Straffe architektonische Durchbildung, bei gezielt sparsamer Verwendung von Schmuckformen, insbesondere am Außenbau. Diese zugleich repräsentative und asketische Haltung entspricht dem Reformprogramm der Benedikiner im 12. Jahrhundert.
Die Disposition der dreischiffigen Basilika mit ausgeschiedener Vierung, quadratischen Querarmen und Nebenchören geht auf den Hirsauer Einfluß zurück und weist Gemeinsamkeiten mit den ebenfalls hirsauerischen Klosterkirchen von Prüfening bei Regensburg und Windberg bei Bogen auf. Diese Beziehungen erklären sich wohl aus der Mitwirkung des Bamberger Bischofs Otto I., eines Hauptförderers der Hirsauer Reform, bei der Gründung von allen drei Klöstern.


Klosterkirche in Biburg in der Hallertau


Baubeschreibung:

Dreischiffige Basilika mit Querarmen und Nebenchören, darüber die beiden Osttürme. Die Dächer des Mittelschiffs im Zuge der spätgotischen Einwölbung erhöht. Das Mauerwerk aus Kalksteinquadern in unterschiedlich hohen, sorgfältig durchnivellierten Lagen geschichtet.
Ostpartie, durch reiche Massengliederung und romanische Schmuckformen ausgezeichnet. Hauptchor mit den beiden Nebenchören gleichliegend. Die nur wenig eingezogenen Apsiden bilden mit ihren Kegeldächern eine eindrucksvolle architektonische Dreiergruppe. Gliederung durch Ecklisenen; Abschluß aus Bogenfries, deutschem Band und Gesims. An der Hauptapsis die Konsolen des Bogenfrieses als Tier- bzw. Menschenköpfe in vielfältigen Formen gestaltet. Die Friese der Nebenapsiden über einfachen Konsolen ansetzend. Scheitelfenster der Hauptapsis in reichgestuftem Gewände aus Kanten und Stäben. Seitenfenster später ausgebrochen oder erweitert. Am nachträglich erhöhten Mittelgiebel Bogenfries auf Konsolen.
Die in der flachen Landschaft weithin sichtbaren Türme erheben sich über den Nebenchören. Sie besitzen gekuppelte Schallöffnungen in Bogenblenden und am Schlußgeschoß in zusätzlichen Rechteckblenden. An der Ost- und Südseite des Südturms Abschluß durch Bogenfries, deutsches band und Gesims; Abschluß des Nordturms nach 1701 vereinfacht erneuert. Die Langseiten der Kirche ohne besondere Gliederungselemente. An den Giebelanfängen des Südquerarms Bestien.
Westfassade. Der Schildartige geschlossene Mauerverband artikuliert klar den basilikalen Querschnitt der Klosterkirche. An dem in der Spätgotik nachträglich erhöhten Giebel großes Blendfeld mit steigendem Bogenfries über Kragsteinen, einer davon mit Maske besetzt. An den Giebelecken vollplastische Bestien. Als Giebelbekrönung ein Vogel, der auf einem Tier hockt. Das Westportal zweifach gestuft, ausgesetzt mit Säulen, die sich als Archivolten-Wulste fortsetzen. Derbes Tympanonrelief mit Brustfigur des segnenden Christus in flachem Relief. Die aufwendig skulptierte Kämpferzone zeigt außer einem antikisierenden Kompositkapitell kreisförmig verschlungene Ranken mit einem Bogenschützen und traubenpickende Vögeln, dazu menschen- und tiergestaltige Fabelwesen sowie Flechtwerk. Breit betonte Bogenstirn mit deutschem Band.
Inneres. Der romanische Raum mit seinen gotischen Gewölben im Lang- und Querhaus präsentiert sich heute nach seiner Freilegung in puristischem Gewand. Die steinsichtigen Wand- und Pfeilerflächen lediglich durch Gemälde, vorwiegend aus der Barockzeit, geziert.
Der Grundriß der Klosterkirche läßt die klare Systematik der reifen Romanik erkennen. Das Vierungsquadrat entspricht dem Chorquadrum. Die Seitenschiffe von der halben Breite des Hauptschiffes. Langhaus, Querarme und die mit ihm kommunizierenden Nebenchöre mit gratigen Kreuzgewölben.
Mächtige Gurtbogenarkaden schneiden die Vierung als beherrschenden, betont aufrecht proportionierten Raumteil aus. Gegen die quadratischen Querarme sind die Arkaden zum Ausgleich des etwas geringeren Pfeilerabstandes leicht gespitzt. Um drei Stufen erhöht die Chorpartie, seit jüngster Zeit auch die Vierung. Die Nebenchöre in der Breite der Seitenschiffe. Jeweils ein querrechteckiges und ein quadratisches Joch; entsprechend unterschiedlich breit und hoch die Arkaden gegen das Chorquadrum. Die gleichliegenden Apsiden gering eingezogen. Die Hauptapsis sehr hoch geführt, proportionsmäßig mit der Vierung der Querarme um 1520.
Das Langhaus zu sechs Pfeilerarkaden, von denen jeweils die zweite und fünfte enger stehen und zum Höhenausgleich leicht gespitzte Bögen besitzen. In den Seitenschiffen Kreuzrippengewölbe um 1400; nur im jeweils vierten Joch spätere Sterngewölbe. Das Netzrippengewölbe an einem der Scheibenschlußsteine datiert von 1523.



Kirche "St. Maria Immaculata"
Eberhardplatz 1
93354 Siegenburg / Biburg