Natur - Erlebnis - Weg im Tal der weißen Laaber

in Dietfurt a. d. Altmühl im Naturpark Altmühltal



Dolinen - eine Landschaft wie ein Schweizer Käse

Dolinen bei Dietfurt im Altmühltal Immer wieder fallen in der weiten, offenen Flur der Hochfläche einzelne Gehölzgruppen oder Feldgehölze auf. Bei genauerem Hinschauen entdeckt man gelegentlich eine Mulde. Viele Sagen und Geschichten ranken sich um diese baum- und buschbewachsenen Trichter. Bei manchen Leuten tragen sie auch den Namen "Raunlöcher" oder "Raundelln".
Früher glaubte man, daß diese Löcher durch Blitzschlag entstanden sind, der auf den wasserarmen Boden einschlug und ein kleines Loch hinterließ. Dieses kleine Loch weiterte sich immer weiter aus zu einem großen Trichter, durch den das Wasser in das Innere der Erde verschwindet.
Unseren Vorfahren war der Blitz als wohltätiges heiliges Feuer bekannt, das von Donar gesandt wurde und alles, was er traf, heiligte. In diesem Sinne waren auch die Dolinen heilig und geheimnisvoll, da sie nach dem Glauben der Alten durch Blitzschlag entstanden waren.


Dolinen - ein vernetztes System

Abgesehen von diesen Deutungen steht die Entstehung von Dolinen vor allem mit den Eigenschaften des Kalksteins in Verbindung, der die Landschaft des Juras aufbaut. Wir befinden uns hier in den Schichten des Weißen bzw. des Braunen Juras. Manchmal, wenn das Regenwasser in dem brüchigen Kalkstein über Jahrzehnte Spalten und Höhlen formte, kann es passieren, daß die Höhlendecken nicht mehr tragen und in sich zusammenbrechen. Dolinen sind eingestürzte Höhlen, die an der Erdoberfläche trichterförmige Mulden hinterlassen.
Es muß aber nicht immer so spektakulär sein; oft sind es auch nur Risse in der Erdoberfläche, die durch das Regenwasser immer größer werden.
Auffällig ist, daß Dolinen häufig nahe beieinander liegen. Diese Dolinenfelder deuten meist auf unterirdische Gewässersysteme hin. Auch hier sind in der topographischen Karte mehrere Dolinen vermerkt.


Marterl am Erlebnisweg bei Dietfurt im Altmühltal Vom verschwinden ganzer Dörfer

Zwischen Mallerstetten und Hainsberg soll sich einst der Ort Lochdorf befunden haben. 1305 ist er erstmals urkundlich erwähnt, taucht nach dem 30jährigen Krieg aber nicht mehr auf. Nach dem Volksglauben könnte die Erde diesen Ort aber auch "verschluckt" haben. Der Grund des Verschwindens ob Krieg, Pest oder andere Wirren wird wohl nie bekannt werden.


Von einem anderen Ort erzählt man sich folgende Sage:

Wo sich heute zwischen Oberndorf und Schweigersdorf weite Äcker ausdehnen, sollen einst drei bis vier Anwesen den Weiler Frankendorf bezeichnet haben. Während sich die meisten Bewohner des Ortes auf dem sonntäglichen Kirchgang zum nahe gelegenen Kloster Plankstetten befanden, soll der Ort im Erdboden versunken sein. Am nächsten Tag, so erzählt man sich, deutete das Krähen der Hähne noch von der einstigen Siedlung. Ob dem Weiler wirklich dieses Schicksal widerfuhr kann nicht belegt werden. Vielleicht ist er auch wegen des Kriegswirren oder andere schlechter Zeiten von den Bewohnern verlassen worden.


Rückzugsgebiet und Trittsteine für Tiere und Pflanzen

Für Tiere und Pflanzen in intensiv genutzten Kulturlandschaften sind Dolinen wichtige Rückzugsgebiete und Trittsteine. Leider zerstört der Mensch diese Refugien immer wieder oder nutzt sie in geeigneter Weise. Besonders gravierend wirkt sich z. B. der Eintrag von Gülle oder Pflanzenschutzmittel aus, weil sie ohne eine größere Filterschicht zu passieren in Quellen, Bäche und ins Grundwasser gelangen.


Wasserversorgung auf der Hochfläche

Die Frankenalb ist als "Trockengebiet" bekannt und auch berühmt. Man meint damit v. a. die Hochfläche, die wegen der Zerklüftung und Wasserdurchlässigkeit des Kalksteins wenig Wasser speichern kann. Durch die vielen Risse und Spalten versickert das Regenwasser bis zur wasserundurchlässigen Schicht.
So behalf man sich auf der Hochfläche oft damit, Regenwasser zu sammeln und so die Wasserknappheit etwas zu beheben. Mit Hilfe von Rinnen und Rohren leitete man das Regenwasser in Hauszisternen, die nur selten den hygienischen Anforderungen entsprachen. Zur Säuberung der Brunnen von den vielen "Wasserläusen" schütteten die Frauen hin und wieder einen Eimer voll Asche in die Tiefe. Nur einige Meter tief, schlecht ausgemauert und notdürftig abgedeckt, waren sie Keimzelle für allerlei Krankheiten an Mensch und Tier. In besonders trockenen Sommern schafften die Albbewohner mühsam Quellwasser oder Flußwasser vom Tal herauf. Zur Versorgung mit Gebrauchswasser und zur Viehtränke dienten sogenannte "Hülen". Sie lagen an der tiefsten Stelle der Siedlung und waren mit Wasser gefüllte Weiher. Hierin flossen natürlich auch Jauche und andere Abwässer. Da diese Hülen oft die einzige Wasserquelle bei Bränden darstellten, konnten solche Ereignisse verheerende Folgen haben. Deshalb war die Einführung der Trinkwasserversorgung auf der Hochfläche von enormer Bedeutung, da damit z. B. die Kindersterblichkeit wesentlich gesenkt werden konnte, die Zahl der Vieherkrankungen zurückging und den Feuersbrünsten Einhalt geboten werden konnte.
Im Gemeidebereich Dietfurt wurde mit dem Bau der zentralen Wasserversorgung bereits nach dem Krieg begonnen.