Archäologisches Museum

in Kelheim im Naturpark Altmühltal



Die Bajuwaren und das frühe Mittelalter 6. bis 10. Jahrhundert n. Chr.

In der Vitrine "Grab 42 des bajuwarischen Friedhofes von Kelheim - Gmünd" befindet sich der längste Bajuware mit 1,95 m Länge. Aufgrund seiner Beigaben handelt es sich um einen Adeligen, der Mitte des 6. Jh. mit etwa 40-50 Jahren bestattet wurde. Zu dieser Zeit hatten sich die Bajuwaren schon zu einem Stamm zusammengeschlossen. Anthropologische Untersuchungen ergaben, daß er an Bandscheibenschaden, Paratondose und Karies gelitten hat und ein ausgesprochener Rechtshänder gewesen sein soll.
Die Vitrine "Beigaben aus bajuwarischen Männergräbern aus Kelheim - Gmünd" zeigt typische "männliche" Beigaben der Merowingerzeit im 6. und 7. Jh.: das zweischneidige Schwert des Adeligen, das einseitige Schwert des Freien, Messer, Schildbuckel, Klappmesser etc. An der Gürtelausstattung wird eine Mode faßbar, für den Archäologen ein wichtiger Zeitindikator. Die prächtige vielteilige Gürtelgarnitur mit den silbertauschierten Riemchen wurde von den Awaren, ein Reitervolk, übernommen.
Die gegenüberliegende Vitrine "Beigaben aus bajuwarischen Frauengräbern aus Kelheim - Gmünd" mit den "weiblichen" Beigaben spiegelt ebenfalls modische Veränderungen wieder, sichtbar an den Fibeln. Auf die paarweise getragenen langobardischen S-Fibeln mit Vogelköpfen folgt die einzeln getragene Scheibenfibel. Die Fibeln, eine Art Sicherheitsnadel, die zum Schmuckstück wurde, sind in der Regel feuervergoldet, eine Technik, die von hohem handwerklichen Können zeugt.
Die Vitrine "Die karolingisch-ottonische Siedlung von Kelheim - Gmünd" gibt im Modell die Vorgängerstadt von Kelheim wieder. Auf der Suche nach der Siedlung, des bajuwarischen Gräberfeldes stieß man auf diese praerbane Siedlung, die allerdings in der Zeit 8.-10. Jh. gehört. Im Gegensatz zu den in der "Lex Baiuvariorum", dem bajuwarischen Gesetzbuch, beschriebenen Haustypen eines bäuerlichen Gehöfts (Wohnhaus mit 2 Korridoren, zweischiffiger Stall, Getreidespeicher und Grubenhaus) fand sich hier fast nur der Typ des Wohnhauses in geordneter Reihung, dazu Eisenverhüttungsöfen, Töpferöfen, sodaß es sich bei der an der Mündung von Altmühl in die Donau gelegene Siedlung um ein Handels- und Gewerbezentrum handeln könnte. Die Wichtigkeit der Flüsse als Verkehrswege in dieser Zeit zeigt sich in dem Bau der "fossa carolina" Karl des Großen.

Mittelalter im Museum in Kelheim im Altmühltal

Die Themen des Informationsstandes zum frühen Mittelalter:

  1. Die Herkunft der Baiern und die Erschließung des Landes
  2. Die hohe Kunstfertigkeit in der Schmiedetechnik (Verarbeitung von Stahl und Eisen zu damaszierten Klingen) und der Feuervergoldung.
  3. Das Christentum, das sich um 600 n. Chr. durchzusetzen beginnt. Zeugen dafür sind Grundrisse von Kirchen, Goldbattkreuze auf Schleier aufgenäht und Weihegaben von Kreuzen an Wirkungsstätten von Missionaren. Mit dem Christentum erlischt aber auch die Beigabensitte und damit eine wichtige Fundquelle der Archäologen
  4. Die Entwicklung Kelheims (Cheleheim) von der Vorgängerstadt Gemunde bis hin zur Verleihung der Stadtrechte 1181.